Prägende Erfahrung beim brotZeit-Frühstück
3. Juli 2024
Heike Schultz, Leitung Projektsteuerung und Wirkungsmessung, ist seit 2011 für brotZeit tätig. Sie machte 2015 an einer Heilbronner Schule eine prägende Erfahrung, die sie nie mehr vergessen wird.
Immer wieder erleben wir an unseren brotZeit Projektschulen ganz besondere Geschichten. Da erzählt uns eine Frühstückshelferin, wie wichtig ihr das erfüllende Ehrenamt ist, eine Schulleitung, wie sich das Schulklima seit der Einführung des Frühstücks verbessert hat – oder wir erfahren von Schülerinnen und Schülern, was es heißt, ein „brotZeit-Kind“ zu sein.
Heike Schultz, Leitung Projektsteuerung und Wirkungsmessung, ist seit 2011 für brotZeit tätig. Heute erzählt sie uns, was sie 2015 an einer Heilbronner Schule erlebte, als sie noch als Projektleitung der dortigen Förderregion im Einsatz war:
„Mir sind zwei Begegnungen mit einem kleinen, äußerlich erkennbar traumatisierten Jungen aus Afghanistan in Erinnerung. Als ich ihn zum ersten Mal sah, saß er apathisch im Frühstücksraum und konnte einfach nicht aufhören zu essen. Die Schulleiterin erzählte mir, dass er mit seinen etwas älteren
Schwestern jeden Morgen zum Frühstück kam, allerdings keine Regung zeigen konnte. Er blieb stumm – morgens beim Frühstück – und danach beim Unterricht in der Willkommensklasse. Diese erschütternde Begegnung habe ich stets vor Augen und ich weiß noch, wie traurig es mich machte, dieses traumatisierte Kind so hilflos zu sehen.
Einige Monate später besuchte ich die Schule erneut und konnte es kaum fassen: Da kam mir ein zerzauster, fröhlicher Junge entgegen, der kaum wiederzuerkennen war. Er hatte sich körperlich weiterentwickelt, nahm sein Umfeld sehr aufmerksam wahr – und er lächelte! Zur anwesenden Schulleiterin hatte er ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, denn er kam auf uns beide zu. Mit wenigen Worten und zahlreichen Gesten wollte er herausfinden, wer ich war. Die Schulleiterin unterstrich ihre Worte ebenfalls mit hilfreichen Gesten, nannte ihm meinen Namen und erklärte dem Jungen, dass ich mit dem brotZeit-Frühstück zu tun hatte. Nie werde ich vergessen, wie er plötzlich meine Hand nahm, mich mit strahlenden Augen ansah und sagte: „Du Sultz, danke!“
Es ist „nur“ ein Frühstück, könnte man sagen. Dieses Kind aber hat uns gezeigt: brotZeit ist viel mehr – das Erleben von Gemeinschaft, die Erfahrung, dass Schmerz überwunden werden kann und ein Schritt in Richtung Vertrauen und Lebensfreude. Von der Schulleiterin habe ich erfahren, dass der kleine Junge und seine Schwestern bis zum Ende ihrer Grundschulzeit jeden Tag am brotZeit-Frühstück teilgenommen haben. Sie alle haben fleißig Deutsch gelernt, gute Zensuren bekommen und den Übertritt in die Realschule geschafft. Die Erinnerung an diesen Jungen zaubert mir noch heute ein Lächeln ins Gesicht, eine Spur ins Herz und die feste Überzeugung ins Gehirn: brotZeit wirkt!